Bismillahi-Rahmâni-Rahîm

Reinigt euch!

Suhbat mit Maulânâ Scheikh Nâzim, Lefke, 15. Ramadhân 1424, 9.11.2003

übersetzt von
´Abd al-Hafidh Wentzel

Dastur ya Sultan al-Aulia, Dastur ya Sultan al-Aulia

maddad ya rijâlAllah

A´ûdhu billahi min a-schaytâni-rajîm

Bismillahi-Rahmâni-Rahîm

La haula wa la quwwata illa billahi l-´Aliyyu l-´Azîm

Nur wer rein ist, kann eintreten ins Paradies! Für schmutzige Leute ist es unmöglich. Wir sind verbunden mit den Himmeln, unsere Seelen stammen von dort. Die Seelen sind rein, der Schmutz erreicht niemals die Seelen. Sie gehören himmlischen Gefilden an, sie können nicht schmutzig sein. Unser materielles Wesen jedoch ist aus Erde erschaffen und unsere Seelen sind nur darauf montiert worden. (Maulânâ zieht seine Taschenuhr aus der Tasche) Dies ist eine Uhr, sie besteht aus so vielen Einzelteilen, die in einer Fabrik hergestellt und dann, eins nach dem anderen, zusammenmontiert werden, jedes Teil kommt an seinen speziellen Platz. So wird unsere Seele auf unser materielles Wesen aufgesetzt und dieses materielle Wesen kann Schmutz aufnehmen.   Aus diesem Grunde sind wir mukallaf , verantwortlich für die Aufgabe, unser Reittier sauber zu halten. Der Sinn aller göttlich offenbarten Gesetze und Regeln und aller himmlischen Gebote ist es, unser materielles Wesen rein zu machen, denn wenn es nicht rein ist, wird unsere Seele niemals glücklich und zufrieden sein können. Allah der Allmächtige hat den Menschen in einer Weise erschaffen wie kein anderes Geschöpf. Wir sind besondere Wesen, ganz spezielle Geschöpfe, wir sind dafür spezialisiert, Diener zu sein. Und die Perfektion des Mensch-Seins ist es, ihr Reittier so rein zu machen wie seinen Reiter. Die Seelen der Menschen sind nicht die einzigen Seelen, die Allah erschaffen hat, die Engel sind allesamt Seelenwesen, Ruhâniyyât , sie können niemals unrein werden, sie sind unschuldige Wesen, die den Himmeln angehören. Auf der Erde hingegen gibt es diese spezialisierten Geschöpfe. Glaubt jedoch nicht, daß diese Erde der einzige Lebensraum für die Kinder Adams sei. Nur eine Erde mit einer Handvoll von Menschen darauf erschaffen zu haben, wäre der Allmacht, Majestät und unbeschreiblichen Herrlichkeit Allahs nicht angemessen.

Sayyid Ahmad ar-Rifa´î, Scheikh Ahmad ar-Rifa´î al-Kabîr war einer der Auliy⠖ und von den Auliyâ gibt es nicht zwei, die auf ein und derselben Rangstufe wären, „ ... wa li-kullin daraja ...“ , sie müssen unterschiedlich sein. Und den Auliyâ die danach streben, Allah immer näher zu sein, werden ihnen eigene, spezielle Stufen und Stationen in der göttlichen Gegenwart gewährt.

Wenn wir von der göttlichen Gegenwart sprechen, dann müssen wir uns bewußt sein, daß, wenn alle Geschöpfe zusammenkämen und ihren gesamten Verstand und ihre ganze Vorstellungskraft zusammenbrächten, sie dennoch an der Aufgabe scheitern würden, die göttliche Gegenwart zu begreifen, denn jedesmal, wenn sie versuchen würden, sich der göttlichen Gegenwart anzunähern müßten sie feststellen, daß sie sich im Verhältnis zu ihr nicht vom Fleck bewegt haben und immer noch gleich weit davon entfernt sind. Sie würden ewig auf der Stelle treten, ihre Fähigkeit, die göttliche Gegenwart zu bewerten und zu verstehen entspräche Null. Wenn es möglich wäre, wenn ihr fähig wäret, von der Null zur Eins zu gelangen, dann könntet ihr beginnen, ein wirkliches Verständnis der göttlichen Stellung zu erlangen, doch dieses Gebiet zu betreten ist den Geschöpfen nicht möglich, es ist ein Sperrgebiet, ein verbotenes Gelände. Ihr könnt mehr und mehr und noch mehr nehmen, aber ihr werdet niemals (die Zahl) Eins erreichen können und euch immer nur im Bereich der Null bewegen, euer Verständnis wird immer im Bereich von Null bleiben. Denn dies ist genug für euch, es ist die Obergrenze dessen, wozu Geschöpfe fähig sind, sie können über den Bereich von Null hinaus nicht weiter vordringen.

Dies ist etwas, das zu den tiefen Bedeutungen des heiligen Qur'ân gehört, die mit dem Erscheinen von al-Mahdî – auf ihm sei der Segen Allahs – offenbar werden, die al-Mahdî eröffnen wird:   

Die Menschen glauben, Allah der Allmächtige besäße nur eine Erde auf der Seine Diener leben und Er wartete darauf, daß der Jüngste Tag anbricht und daß Er dann zum Gericht über Seine Diener erscheint und, wenn es vorüber ist und die einen ins Paradies und die anderen in die Hölle gehen Sein Buch schließt und sich erhebt. Das sind menschliche Phantasien! Selbst gelehrte Leute haben solche begrenzten Vorstellungen, doch derartige Vorstellungen entsprechen niemals der Wirklichkeit. Wirklichkeit ist etwas ganz anderes! Doch die Menschen gelangen niemals über den Bereich ihrer Vorstellungen hinaus zum Verständnis des wirklichen Wesens der göttlichen Gegenwart. Und wir sprechen hier von der göttlichen Gegenwart, nicht von Seinem göttlichen Wesen. Dies sind also alles unsere Vorstellungen und diese sind nur Hilfsmittel für uns, um etwas zu verstehen.

Sayyid Ahmad ar-Rifa´î, Scheikh Ahmad ar-Rifa´î al-Kabîr , einer der großen Auliyâ , hat eine besondere Rangstufe in der heiligen Gegenwart des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden -, so wie jeder Heilige, jeder Walî , eine spezielle Stufe in der heiligen Gegenwart des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – besitzt. Er sagte: „Ich erreichte aufgrund der mir verliehenen spirituellen Autorität, Fähigkeit und Macht himmlische Stationen und als ich im vierten der sieben Himmel angelangte, entdeckte ich ein Meer, das in meinem Gesichtsfeld auftauchte, ein gewaltiges Meer. Ich richtete meine ganze spirituelle Autorität und Macht auf dieses Meer, um seinen Ursprung und sein Ende zu erfassen, doch es war unmöglich. Und als ich mit meiner spirituellen Autorität dieses Meer näher betrachtete sah ich, daß es kein gewöhnliches Meer war, so wie die Meere in unserer Welt, die aus Wasser bestehen, sondern es aus unzähligen Sandkörnern bestand. Und als ich meine spirituelle Autorität auf die einzelnen Sandkörner richtete, mich ihnen immer weiter näherte und sie immer genauer betrachtete und schließlich ein einzelnes von ihnen erkennen konnte, stellte ich fest, daß jedes dieser Sandkörner wie unsere Erde war, eine Erde ähnlich der unseren, voller Geschöpfe. Und da waren auch die Kinder Adams, jedoch waren es nicht die Kinder unseres Adam.“

Allah! Ihr müßt Allah   verherrlichen und lobpreisen! Die Handlungen Allahs des Allmächtigen sind qadîmî , ewig, und Er hat gesagt: „Ich erschaffe!“ Meint ihr, Er habe nur eine Erde erschaffen? Nur einen Adam? Sein Erschaffen hört niemals auf! Es geht immer weiter. Es ist nicht, wie die kleingläubigen Christen in ihren heiligen Schriften schreiben, daß der Herr der Himmel die Erde und alles was darauf ist Tag für Tag erschuf und dann am Sabbat, am Samstag, müde war und sich ausruhte. (Maulânâ lacht.) SubhânAllah al-´Aliyu l-´Azîm! Sagen sie das nicht: ‚Er war müde und Er ruhte sich aus.'?   Hâschâ! Zu behaupten, der Herr der Himmel werde müde. Wie kann Er müde werden, was ist das für ein Unsinn? Allah wird müde? Das hieße ja zu behaupten, daß Er von irgend jemandem Kraft bekäme und wenn diese zu Ende wäre müßte diese (Maulânâ lacht), so wie bei unseren Gasflaschen, wenn sie leer sind, wieder aufgefüllt werden. Was ist das für ein Blödsinn! Und trotzdem lesen sie jeden Tag, daß Er alles an sechs Tagen gemacht hat und dann müde war und einen Ruhetag einlegen mußte und deshalb ist Samstag (bei den Juden) Ruhetag. Wie kann das sein? Allah wird müde? A´ûdhu billahi! Ihr müßt Allah viel mehr, endlose Ehrerbietung erweisen! Wenn ihr behauptet, Er sei müde geworden und habe sich ausruhen müssen, wo bleibt da die Ehrerbietung? Deshalb ist von ihrer Spiritualität nichts mehr übrig. Ihre Kirchen und Kathedralen sind äußerlich so imposant aber wenn ihr hineingeht sind sie leer.

Allah! Wir lobpreisen Allah! Jedes dieser Sandkörner war wie unsere Erde und voller Kinder Adams oder, besser gesagt, den Kindern Adams ähnlichen Geschöpfen. Ihr müßt euch das vorstellen: Jedes dieser Sandkörner ist erfüllt mit allen Arten von Geschöpfen, allesamt beherrscht von diesen, den Kindern Adams ähnlichen Wesen. Stellt euch dieses gewaltige Meer aus Sandkörnern vor, und von all diesen unzähligen Sandkörnern gibt es keine zwei, die gleich, die hundertprozentig identisch sind. Sie sind alle vollkommen unterschiedlich von einander. Allahu akbar! Und dies ist etwas, das einem Walî   eröffnet wurde, einem Heiligen: Scheikh Ahmad ar-Rifa´î al-Kabîr. Und was denkt ihr, was all den anderen Auliyâ und Anbiyâ und schließlich dem Siegel der Propheten – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden – eröffnet wurde? Und all dies bewegt sich innerhalb der Grenzen der Schöpfung, ohne je im Geringsten das Wesen des Schöpfers zu beeinflussen. Es bedarf nur eines einzigen Befehls, um all dies in Erscheinung treten zu lassen: „Sei!“ und schon erlangt es seine Existenz. Doch Allah gibt niemals irgend etwas von sich Selbst an sie ab und diese Geschöpfe fügen Allah niemals irgend etwas hinzu! Lobpreis sei Allah!

Wir sprachen darüber, daß wir rein sein müssen. Unser materielles Wesen wird schmutzig, doch wir müssen sauber und rein werden um solche Rangstufen erreichen zu können, die nur für dich (Maulânâ zeigt auf einen der Anwesenden) bestimmt sind, hundertprozentig für dich. Du hast nichts damit zu tun, was Scheikh Ahmad gegeben wurde, nein! ´Azamat , die gewaltige Macht und Herrlichkeit Allahs verlangt Reinheit. Wenn ihr nicht rein seid, könnt ihr nicht die Moschee betreten, wie könnt ihr erwarten, in die göttliche Gegenwart zu gelangen, wenn ihr nicht rein seid? „ ... wa thiyabaka fatahhir!“ bezieht sich in Wirklichkeit auf das thaub (Gewand), in das unsere Seele gekleidet ist, dies (Maulânâ zeigt auf seine Kleider) ist nur nachgemacht, unecht; der Befehl Allahs an den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – und durch Seinen Geliebten an die gesamte Menschheit gerichtet: „ ... wa thiyabaka fatahhir!“ bedeutet: „Reinigt euer materielles Wesen bevor ihr zu Mir kommt!“ „Oder Ich reinige euch auf eine andere Weise! Denn schließlich müßt ihr in meine göttliche Gegenwart kommen, doch Ich muß euch vorher, mit Hilfe einer anderen Methode als der, die Ich euch auf der Erde befohlen habe, reinigen. Dort war es so einfach aber jetzt muß Ich eine andere Methode anwenden, um euch zu reinigen.“

Möge Allah uns vergeben! O ihr Menschen, versucht rein zu sein! Rein von allen schmutzigen Begierden eures materiellen Wesens. Alles Verlangen eures materiellen Wesens ist unrein und wenn ihr euch nicht selbst reinigt, müßt ihr mit anderen Mitteln behandelt werden, um schließlich in die göttliche Gegenwart zu kommen.

Möge Allah uns vergeben und uns durch Seine reinen Menschen Rechtleitung schicken! Möge Er uns nicht in den Klauen von Tyrannen lassen! Wir bitten Ihn voller Demut und Bescheidenheit, Ihn, den Einzigen, der alles auf der Erde ändern kann, auch unser physisches und materielles Wesen rein zu machen!

Um der Ehre des Meistgeehrten in Seiner göttlichen Gegenwart, Sayyidinâ Muhammad, willen,

al-Fâtiha

Sie (die spirituellen Meister) sagen: „Denk nicht darüber nach: ‚Was soll ich den Leuten erzählen?', das ist nicht dein Problem. Du bist nur wie ein Wasserhahn, versuch nicht, dir selber etwas auszudenken, dreh einfach den Hahn auf und sprich! Mach' dir keine Sorgen! Egal ob vor dir fünfzig Leute sitzen oder fünfzig Tausend oder fünfzig Millionen oder fünfzig Milliarden, mach' dir keine Sorgen, was wir ihnen geben ist ihnen nie zuvor gegeben worden. Sprich! Und niemand kann dagegen dies oder jenes einwenden. Möge Allah uns vergeben und euch segnen, bi-rahmatika ya Allah , al-Fâtiha   

„ ... wa li-kullin daraja ...“, „ ... und für jeden eine Stufe ...“, Qur'ân

„ ... wa thiyabaka fatahhir!“ , „ ... und dein Gewand sollst du reinigen!“ , Qur'ân, 74:4